Die IT-Systemlandschaft – die IT Landscape struktuiert erfassen & standardisieren
Management Summary
- Die IT-Systemlandschaft umfasst die Menge der vernetzten Anwendungssysteme einer Organisation. Mit steigender Digitalisierung von Produkten & Dienstleistungen, Wertschöpfung sowie Kundenbeziehungen wächst auch die IT-Systemlandschaft.
- Eine heterogene IT-Systemlandschaft verursacht wiederkehrend hohe Wartungs- & Weiterentwicklungskosten. Zudem sorgt sie für anhaltend hohe Architekturkomplexität.
- Die Standardisierung einer Systemlandschaft vollzieht sich in fünf Schritten entlang im Vorfeld fixierter Standardisierungsziele.
- Eine homogene IT-Systemlandschaft ist eine kontinuierliche Aufgabe. Neue IT-Systeme kommen hinzu, bestehende Tools gehören regelmäßig auf den Prüfstand.
Was ist eine IT-Systemlandschaft?
Die IT-Systemlandschaft (auch Anwendungslandschaft, Applikationslandschaft bzw. englisch Application Landscape und System Landscape) umfasst die Menge der vernetzten Anwendungssysteme Ihres Unternehmens. Ein einzelnes IT-System ist dabei ein selbst entwickeltes oder gekauftes und konfiguriertes Softwareprodukt, welches auf firmeneigener oder -fremder Hardware läuft.
Die IT-Systemlandschaft unterstützt die Geschäftsprozesse Ihres Unternehmens. Mit steigender Digitalisierung der Produkte & Dienstleistungen, Automatisierung der Wertschöpfung sowie Virtualisierung der Kundenbeziehungen, wächst auch Ihre IT-Systemlandschaft. Wo kleine und mittlere Unternehmen noch auf eine überschaubare IT Landscape mit einer zweistelligen Zahl von Anwendungssystemen blicken, managen große Unternehmen und Konzerne eine komplexe Landschaft mit 1.000 und mehr IT-Systemen.
Generell gilt: Je bedeutsamer die IT in Ihrem Unternehmen, desto größer und wichtiger ist auch die IT-Systemlandschaft.
„Standardisieren Sie Ihre IT-Systemlandschaft auf Ebene der IT-Services, statt Hersteller- bzw. Tool-bezogen. Statt ‚Microsoft Teams‘ vs. ‚Slack‘ betrachten Sie ‚Collaboration Hub‘. Statt ‚Citrix‘ vs. ‚VMware‘ standardisieren Sie ‚Virtual Desktop Infrastructure‘. Mittlere und große Organisationen besitzen zwischen 75 und 90 IT-Services.“
Worin besteht der Nutzen einer standardisierten IT Landscape?
Eine große ungezähmte Sammlung von IT-Systemen verursacht Ihnen wiederkehrend Wartungs- und Weiterentwicklungskosten und – bei Kaufsoftware – zusätzlich Lizenzkosten. Standardisierung ist ein Weg den Return on Invest der eingesetzten finanziellen Mittel für Ihre IT-Landschaft zu erhöhen.
Zudem erhöhen die vielen Schnittstellen und Eigenheiten von wuchernden Tools die Komplexität Ihrer IT-Architektur. Eine homogenisierte Application Landscape mit eindeutiger Service-Unterstützung und klaren Verantwortlichkeiten führt zu Zufriedenheit bei internen und externen IT-Kunden. Ihre IT-Systemlandschaft läuft in der Betriebsphase wie eine gut geölte Maschine.
Der Prozess der Landschaftserfassung und anschließender Rationalisierung verbessert die Ausrichtung von Business und IT. Fachliche und technische Experten arbeiten Hand in Hand miteinander. Die Beteiligten optimieren gemeinsam die IT-Systeme ihrer Organsation.
Schließlich vergrößern viele ungeordnete Anwendungssysteme die Angriffsfläche für Hacker und Cyber-Kriminelle. Mit dem Wissen, welches System welche Ein- und Ausgangspunkte anbietet, schließen Sie effektiv Sicherheitslücken und erhöhen die Verlässlichkeit Ihrer IT-Werkzeuge für das gesamte Unternehmen.
Laut der Softwareschmiede Oracle lassen sich die IT-Projektkosten durch eine effiziente IT-Systemlandschaft um über 10 Prozent reduzieren. Das Technologieunternehmen Infosys sieht einen Kostenvorteil von über 2 Mio. Dollar, den Firmen mit einem optimierten Applikationsportfolio realisieren.
Im Kontrast berichtet der EAM Tool-Hersteller LeanIX von 70 Prozent der Unternehmen, die über keine dokumentierte IT-Systemlandschaft verfügen. Möchten Sie als Unternehmen im Markt bestehen und Ihren Vorsprung durch IT ausbauen, sollten Sie Ihre IT-Systemlandschaft erfassen, standardisieren und optimieren.
Kostenreduktion
z.B. Wartung, Betrieb und Lizenzen
Komplexitätsbeherrschung
z.B. Schnittstellen, Hersteller und Technologien
Sicherheitsverbesserung
z.B. Patching, Backups und Zugriffskontrolle
Application Landscape Management
In einer IT-Systemlandschaft stecken 2 Mio. Dollar Optimierungspotential.
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Wie wird eine IT-Systemlandschaft standardisiert?
Beim Vorgehen einer Standardisierung der IT-Systemlandschaft besteht aus unserer Erfahrung bei CIOs, Enterprise Architekten und IT-Produktverantwortlichen oft Uneinigkeit.
- Erst die Soll-Systemlandschaft definieren und anschließend den Ist-Stand erheben?
- Oder zunächst eine Bestandsaufnahme absolvieren und dann das zukünftige Softwaretool-Portfolio festlegen?
- Und überhaupt: Was muss eigentlich bei einem System wie genau erfasst werden?
Unser 5-stufiges Phasenmodell bringt die notwendige Klarheit.
„Binden Sie in die Standardisierungsinitiative sowohl Kollegen mit technischen, als auch mit fachlichen Kenntnissen ein. Dieses diverse Team kennt die Anforderungen aus dem Business und kann passende Lösungen aus der IT gegenüberstellen.“
Weshalb ist die Standardisierung von Werkzeugen nicht neu?
Gedankenspiel: Wir schreiben das Jahr 1920. Als Maschinenbaumeister verantworten Sie eine kleine Werkstatt. Ob Flachzangen, Schraubendreher oder Schlosserhammer – für jede Fertigungsaufgabe stehen mindestens zwei Exemplare in identischer Ausführung bereit. Sie besitzen sowohl gekaufte, als auch individuell gefertigte Werkzeuge. Fast jedes Kaufwerkzeug kommt von einem anderen Fabrikanten.
Über die Jahre haben Sie den Überblick verloren. Welche Tools haben wir bereits im Inventar? Welche Werkzeuge müssen überholt werden? Sie wissen es nicht. Überdies benötigt Ihr Werkzeug-Wildwuchs viel Lagerplatz und verursacht wachsende Wartungsaufwände. Wie sie es auch drehen und wenden – wollen Sie als Maschinenbauer wettbewerbsfähig bleiben, müssen Sie Ihre Werkstatt aufräumen und Ihre Hilfsmittel standardisieren.
Ein Jahrhundert später, mitten drinnen in der digitalen Transformation. Statt für Steckschlüssel und Stichsägen sind Sie heute für IT-Systeme verantwortlich. Über die Zeit hat sich auch hier ein Zoo von Softwaretools zusammengefunden. Alles fachlich irgendwann einmal von irgendwem gebraucht, alles technisch irgendwie mit irgendwas integriert.
„Kennen Sie das Winchester Mystery House in San Jose Kalifornien? Die Witwe des Gewehrfabrikanten William Winchester lies das Gebäude zwischen 1884 und 1922 um- und ausbauen. Mit 161 Räumen fehlt dem Winchester House eine wichtige Sache: ein Plan. In knapp 40 Jahren wurde das Haus ohne Architekten erweitert.“
Fazit
Oft angesprochen, selten konsequent verfolgt: Die Standardisierung der IT-Systemlandschaft.
Eine homogenisierte Softwarelandschaft reduziert Komplexität, senkt Kosten und erhöht IT-Produktivität. Wie bei einer aufgeräumten Werkstatt besitzt jedes Tool eine zentrale Funktion und einen bestimmten Platz. IT – aufgeräumt, homogenisiert, effizient.
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Leseempfehlungen
- Alberti, T., Schulz, C.: Mainframe Softwarestandardisierung: Zeitintensiv, aber lohnenswert! OBJEKTspektrum, (02), 66-70, 2016 (letzter Abruf: 24.12.2022)
- Beimborn, D.: Standardisierung und Homogenisierung der Softwarelandschaft, Enzyklopädie der Wirtschaftsinformatik (letzter Abruf: 24.12.2022)
- Grant, M.: The No-Nonsense Guide to IT Rationalization (letzter Abruf: 24.12.2022)
- ISACA: COBIT 2019 Framework (letzter Abruf: 24.12.2022)
- Kaczor, G., & Schulz, C.: Unternehmensarchitektur-Management on Demand: Wie Web-2.0-Werkzeuge EAM effizient unterstützen können. OBJEKTspektrum, (06), 4, 2013
- Schulz, C.: Die EAM Interviewlandkarte – Architekturarbeit leichtgewichtig und visuell. OBJEKTspektrum, (06), 16-19, 2017
- Schulz, C.: Mit der 2-Filter Methodik zum Ziel – Softwarestandardisierung im Entwicklungsbereich, Fallstudie 05/2018 (letzter Abruf: 24.12.2022)
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Dr. Christopher Schulz
Business Analyst, Enterprise Architect & Projektmanager
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