IT-Management – durch einen Paradigmenwechsel die Digitalisierung im Unternehmen beschleunigen
Management Summary
- Jahrzehnte galt für IT-Abteilungen das Credo ‚Plan – Build – Run‘, daher Planen, Bauen und Betreiben von Informationstechnik. Im digitalen Zeitalter steht die Allgemeingültigkeit dieses Paradigmas jedoch in Frage.
- Ab den 2000er Jahren etablierte sich mit der Verbreitung des IT-Servicegedankens ein neuer IT-Management-Leitgedanke: Source – Make – Deliver. Analog einem Produktionsunternehmen stellt die IT den Fachbereichen orchestrierte Leistungsbausteine bereit.
- Schließlich trat mit dem Siegeszug von Digitalunternehmen ab 2010 eine enge und agile Zusammenarbeit von Fach- und IT-Seite in den Vordergrund. Innovate – Design – Transform lautet der neue IT-Managementstil.
Der IT-Management-Klassiker: Plan – Build – Run
Für IT-Abteilungen galt es Jahrelang festverdrahtet wie die Leiterbahnen auf einem Mikrochip: das IT-Management-Leitbild Plan – Build – Run. Hauptaugenmerk liegt auf Stabilität, Verfügbarkeit und Sicherheit. Die Schwerpunkte dieses systemzentrierten Ansatzes:
Plan
- Kundenanforderungen ermitteln
- IT-Architektur festlegen
- Systemfunktionen bestimmen
- Infrastruktur fixieren
- Organisation ausplanen
Build
- Individualsoftware entwickeln
- Standardsoftware auswählen & konfigurieren
- Systeme einführen
- Infrastruktur bereitstellen
- Organisation befähigen
Run
- Software & Daten pflegen
- Vorfälle & Probleme managen
- Systeme administrieren
- Infrastruktur warten
- Benutzer-Support leisten
Das Problem dieser strikten Dreiteilung: Mit IT-Management nach Plan-Build-Run fokussieren Sie einseitig auf die Bereitstellung und den Betrieb Ihrer IT-Systeme. Ihr Blick richtet sich nach Innen. Als IT sehen Sie Ihre Abteilung als Unterstützer, nicht als Ermöglicher von Wertschöpfung. Auch ist das Outsourcing von IT-Leistungen, Systemen bzw. Infrastrukturen für dieses Paradigma allenfalls ein Nachgedanke. Last but not least fehlt es dem plangetriebenen langfristigen Ansatz an Agilität. Das was unter ‚Plan‘ konzipiert wurde, ist in ‚Build‘ häufig veraltet.
„Speziell in kleinen und mittelständischen Unternehmen dominiert heute noch die Zweiteilung der IT. Die Abteilung 1 ist für die Software und das ERP System verantwortlich, Abteilung 2 kümmert sich um Hardware und Betrieb.“
IT-Services im Zentrum: Source-Make-Deliver
Anstelle von Plan – Build – Run tritt ein neues Eigenverständnis Ihrer IT-Organisation: Source – Make – Deliver. In dieser organisiert sich Ihre IT als professioneller Dienstleister für den unternehmensinternen Kunden. Sie differenzieren zwischen Leistungserbringung und Leistungsabnahme. Das IT-Management-Paradigma im Überblick:
Source
- IT-Lieferanten und Dienstleister auswählen
- Zusammenarbeit mit Externen koordinieren
- Standardsoftware auswählen & einführen lassen
- Partnerbeziehung pflegen und ausbauen
Make
- Interne und externe IT-Leistungen bündeln
- IT-Leistungsbündel an Kunden bereitstellen
- Angebot verrechnen und Kosten kontrollieren
- Portfolio weiterentwickeln und managen
Deliver
- Anforderungen erheben
- IT-Leistungsbündel bereitstellen
- Benutzer-Support leisten
- Kundenbeziehung pflegen
Orientierungspunkt für Ihre IT ist jetzt die industrielle Fertigung. Wie ein Produktionsunternehmen bezieht der IT-Bereich Vorprodukte von den Zulieferern und verarbeitet diese zu IT-Services weiter. Als Schnittstelle zu den Kunden in den verschiedenen Fachbereichen fungiert ein Service Katalog, der alle IT-Services zum festgelegten Preis auflistet.
Source – Make – Deliver sorgt für Effizienz- und Qualitätssteigerung bei gleichzeitiger Kundennähe. Jedoch führt das auf Supply Chain basierende IT-Management-Prinzip gleichzeitig zu starren Aufbau- und Ablaufstrukturen. Als Dienstleister optimiert Ihre IT nach Bestehenden und reagiert auf Kundenanforderungen, statt proaktiv Neues voranzutreiben. Innovation und Änderungen sind langwierig und aufwendig, bleiben daher oft auf der Strecke. Die Gefahr: Der Fachbereich hilft sich selbst, unkontrollierte Schatten-IT entsteht.
„Typische Managementaufgaben wie Führung, Controlling, Recruiting, Qualität und Sicherheit können Sie als Querschnittsfunktionen in jedes der drei IT-Management-Modelle integrieren.“
Konsequenz der Digitalisierung: Innovate – Design – Transform
Wie geht es besser? Mit wachsender Digitalisierung von Prozessen, Angeboten und Geschäftsmodellen wandelt sich erneut das Paradigma für das IT-Management. Ihr neues Aufgabenspektrum: Innovate – Design – Transform, auch IDT-Modell genannt. Oberste Maxime: Geschwindigkeit und Agilität.
Innovate
- Markt und Technologien beobachten und beforschen
- Mit Kunden und Partnern per BizDevOps eng zusammenarbeiten
- Neue Business Modelle und Geschäftsmöglichkeiten aufspüren
- IT-bedingte Innovationen in interdisziplinären Teams vorantreiben
Design
- Lösung entlang der Nutzerreise eng mit Fachbereich entwerfen
- Prototypen und Minimum Viable Products (MVP) einsetzen
- Umsetzung durch spezialisierte Entwicklungspartner steuern
- Lösungen schnell und agil bereitstellen und weiterentwickeln
Transform
- Veränderungsmanagement im Unternehmen aktiv begleiten
- Lösungen in Unternehmensarchitektur integrieren
- Kultur und Prozesse anpassen
- Erfolg durch Controlling-Instrumente prüfen
Statt ausschließlich Services zu liefern und den geordneten Betrieb sicherzustellen, agiert Ihre IT-Organisation nun auf Augenhöhe mit Fachbereichen und Unternehmensführung. Ihr Sicht- und Gestaltungsraum erweitert sich. Neben Technologie partizipiert der IT-Bereich an der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, der Realisierung digitaler Wertangebote sowie der Anpassung der internen Organisationsstruktur. IT als Enabler und Business Innovator. Differenzierung, Kreativität, Nutzerzentrierung, Flexibilität und Partnerschaft mit kurzen Entwicklungszyklen stehen im Vordergrund.
„Structure follows Strategy & Technology follows Structure. Zuerst steht die Unternehmens- und IT-Strategie. Auf dieser fußen sowohl Aufbau- als auch Ablauforganisation. Den Schluss bilden die IT-Systeme und Infrastruktur.“
Fazit
Zweifelsohne erfordert ein Management nach dem Innovate – Design – Transform Paradigma weiterhin die Entwicklung und die Bereitstellung von IT-Services und IT-Systemen. Die von Plan – Build – Run sowie Source – Make – Deliver propagierten Aufgabengebiete sind daher nicht vollständig abgeschafft, speziell bei hohen Sicherheits- und Zuverlässigkeitsanforderungen.
Als CIOs, IT-Leiter oder Enterprise Architekten sollten Sie vielmehr alle drei IT-Management-Paradigmen im Blick haben und situativ in Ihrem Unternehmen zur Anwendung bringen. Stichwort: organisationale Ambidextrie. Gerne initiieren wir mit Ihnen diesen Wandel.
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Leseempfehlungen
- Allweyer, T.: IT-Management: Grundlagen und Perspektiven für den erfolgreichen Einsatz von IT im Unternehmen, Books on Demand, 2020
- Johanning, V.: Organisation und Führung der IT, Springer Vieweg, 2020
- Urbach, N., Ahlemann, F.: IT-Management im Zeitalter der Digitalisierung: Auf dem Weg zur IT-Organisation der Zukunft, Springer Gabler, 2016
- Zarnekow, R., Brenner, W.: Integriertes Informationsmanagement: Strategien und Lösungen für das Management von IT-Dienstleistungen, Springer, 2005
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Dr. Christopher Schulz
Business Analyst, Enterprise Architect & Projektmanager
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